Obdachlos in Tokio - Wohnen ohne Adresse (2003)

Nach Japans schlimmster Rezession seit 50 Jahren und astronomisch hohe Mieten führten zu einem sprunghaften Ansteigen der Obdachlosenzahlen in Tokyo. Entlang der Uferanlagen des Sumida und in Parks entstanden mit erschreckender Dynamik ständig neue „permanente“ Pappkartondörfer. Die Notbehausungen wucherten auch unübersehbar in prominenter Lage: in der Nähe von Tempeln und Randzonen öffentlicher Parks, überall dort, wo es Toiletten gibt. Die unterste Wohnform waren Pappkartons, die in U-Bahn-Stationen für wenige Nachtstunden für ein „Bett“ sorgten. Die Annäherung mit der Kamera an die Schachtelmänner (sie betteln nicht) war extrem schwierig und erforderte zahlreiche Besuche, um Vetrtrauen aufzubauen. Das wäre für japanische Fotografen noch schwieriger gewesen, denn Druchschnittsjapaner strafen die Schachtelmänner mit Nichtbeachtung. (Danke an unseren hannoverschen Freund Philipp Ernst, der - damals noch Student der Nanophysik in Osaka - perfekt auf Augenhöhe übersetzte). Die Bilder entstanden 2003/2004 im Rahmen eines Stipendiums der Bundesstiftung VG BildKunst.